Scheuklappen Politik

OFFENER BRIEF - Ist es dringend nötig diese Einseitigkeit zu korrigieren? Sicherlich schon! ...
Als Autonome Gewerkschaftsorganisation sind wir seit jeher gegen das Outsourcing der Dienste und Leistungen in der öffentlichen Verwaltung. Politik und Führungskräfte erzählen uns, wie immer, dass die Priorität von den Haushaltsbeschränkungen gegeben ist und die Qualität der Dienste wird somit zweitrangig. Sie erzählen uns immer, daß sie kein Personal finden und deshalb gezwungen sind, die Dienste an Private abzugeben und daß sie dadurch die Ausgaben rationalisieren und die Effizienz optimieren.

Nachstehend geben wir alle Leistungen und Dienste wieder, die zur Zeit, aus einer geschäftlichen Entscheidung heraus und wegen des Fehlens von qualifiziertem und nicht qualifiziertem Personal, im sozialen Versorgungssystem von privaten Akteuren durchgeführt werden und so von Arbeitern erbracht werden, die zu anderen Bedingungen und Gehältern eingestellt werden, als in unserem Kollektivvertrag im öffentlichen Bereich. Wir wollen der Wichtigkeit der Öffnung des dritten Sektors für die Sozialdienste nichts absprechen, sowie der Wichtigkeit der ganzen Welt der Freiwilligen, die sich gratis für die Allgemeinheit ausgeben. Die in unserem Besitz befindlichen Daten sind nicht vollständig, ein bisschen auch wegen der Ungenauigkeit und der fehlenden Präzision derer, die sie uns gelierfert. Wir haben alle grösseren öffentlichen Körperschaften, die sich in unserer Provinz um Sozialdienste kümmern, um die Daten gefragt. Im Besonderen die Bezirksgemeinschaften und den Betreib für Sozialdienste Bzen, der uns bis heute noch nicht geantwortet hat.

Überhaupt haben uns zwei der Bezirksgemeinschaften mit der copy&paste Methode geantwortet und ein und denselben Brief geschickt. Dies ist also die Aufmerksamkeit und Sorge, die uns und euch entgegen gebracht wird. In jedem Fall geben wir euch wieder, was sie in den letzten drei Jahren ausgelagert haben: Verwaltung der Wohn- und Sozial-therapeutischen Strukturen für Menschen mit Behinderung, Tagesstätten für Menschen mit Behinderung, der Dienst zur Arbeits-eingliederung der Menschen mit Behinderung, der Fahrdienst zu den Tagesstätten, die Vorbereitung der Speisen für die Beschäftigungsdienste und die sozial-pädagogischen Tagesstätten, die Führung von Personen mit einer Störung im autistischen Spektrum, Tagesstätten für Jugendliche, Werkstätten, die Mensa für ältere Menschen, spezialisierte psychiatrische und Jugend Sozialhilfe, Projekte für die Jugend, die Straßenarbeit, die Arbeit im Sommer, einfache Dienste in der Hauspflege, die Verwaltung der Tagesstätten, die Lieferung der Essen zu Hause (Essen auf Rädern), die Vorbereitung der Speisen, die Verwaltung der sozialpädagogischen Zentren, die Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche, die Arbeit bei den Familien zu Hause, die sozialpädagogischen Dienste für Minderjährige und ihre Familien, die Arbeit zur Sensibilisierung der Familien, individuelle Projekte und begleitete Besichtigungen, die Verwaltung einer Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen, die Verwaltung einer Beratungsstelle für Migranten.

Dies ist mit Sicherheit ein Phänomen, das die Tendenz hat sich immer mehr zu steigern, wenn man nicht mit einer klaren Vision eingreift, wohin unsere Provinz gehen soll. Im Gegensatz zu Italien ist hier in den Jahren ein ausschließlich öffentliches System der Sozialfürsorge erschaffen worden, aber in den letzten Jahren ist das Interesse daran geschwunden, sowohl von Seiten der Politik und der Führungskräfte, als auch in Hinsicht auf die dauernden Einsparungen der einzelnen Verwaltungen. Das gefühlte Risiko besteht in einer Abwärtsspirale in Bezug auf die Arbeitskosten und die Menge und Qualität der Dienste. Alle zahlen dabei drauf, die Arbeitnehmer und die Empfänger der Dienstleistungen.

Als Notlösung und zur Ablenkung der Bevölkerung, greift man vermehrt auf Genossenschaften zurück. Genossenschaften, die oft aus den Bedürfnissen des öffentlichen Dienstes erwachsen. Man greift auf Unternehmen zurück, die extrem viele Leistungen anbieten, sowohl in Bezug auf sehr einfache Dienste oder Hilfsdienste als auch in Bezug auf hochspezialisierte Dienste. Man greift auf Werkverträge zurück oder auf Leiharbeit. Man sucht überall nach Notlösungen und vernachlässigt es, die Bedeutung des öffentlich Bediensteten aufzuwerten, der oft je nach Situation das Ziel von Spott, Sarkasmus, Ironie, wenig Bewunderung, Neid oder anderes wird.

Für uns ist der öffentlich Bedienstete die Seele der Verwaltung und um genau zu sein, ist er derjenige, der vertraglich das Funktionieren aller Dienste garantiert und auf die Belange der Allgemeinheit mit Professionalität und ohne Diskriminierung eingeht.

Ein weiterer Aspekt, der im Auge behalten werden muss, ist, daß die Ersetzung des öffentlich Bediensteten durch Arbeitnehmer, die von privaten Firmen angestellt werden, oder die Versetzung von öffentlich Angestellten zu den privaten Unternehmen, die bei der Erbringung der Dienste einspringen, die Möglichkeit gewährt von der Anwendung von Kollektivverträgen, die mehr Schutz bieten, überzugehen auf Verträge, die für die Arbeitnehmer viel nachteiliger sind, wie die der Firmen, die alle möglichen Dienste anbieten von der Putzkraft bis zum Portier und dem Gärtner usw., oder der Sozialgenossenschaften.

Auf diese Art und Weise wird man sich schwer tun, die Arbeitsbelastung zu kontrollieren; ein unkontrollierter Anstieg der Aufträge und der Stundenpläne mit gleichzeitiger Senkung der Löhne wird die Konsequenz sein. Diese Aspekte kommen daher, daß Privatunternehmen vor allem mit der Herabsetzung des Preises arbeiten müssen, um die Ausschreibungen zu gewinnen und dadurch eine dauernde Abwertung der Arbeitskosten stattfindet.

Dasselbe System, sogar noch einschneidender und bestimmender, sehen wir auch in der Sanität, wo Wartezeiten und Auftragsvolumen wichtiger sind als die Qualität des Dienstes, soweit wir dies beurteilen können und sehen.

In den Gemeinden hingegen geht die Tendenz dahin, immer mehr Dienste übergemeindlich zusammenzuschließen und dadurch das so schon überlastete Personal noch mehr zu überlasten, gegen eine armselige wirtschaftliche Anerkennung.

Deshalb ist die von uns vorgeschlagene sehr einfache Formel die, diese Einseitigkeit zu korrigieren, indem man den öffentlich Bediensteten ein gutes Gehalt garantiert, sie im Dienst und bei Gesundheit hält und die neuen Generationen der wichtigen Funktion des öffentlich Bediensteten wieder annähert. Wir glauben stark daran, dass die neuen Generationen außer einem guten Gehalt auch gleichzeitig eine Umgebung wünschen, die im Stande ist sie aufzuwerten, ihnen Wachstums-möglichkeiten bietet und vor allem die richtige Flexibilität mit sich bringt, um Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen.

Um es richtig zu machen, braucht es Geld und die Landesregierung muss gezwungenermaßen die Bestimmung der Mittel im Landeshaushalt (8 Miliarden) überarbeiten, ansonsten müssen wir uns erwarten demnächst nur „Funktionäre“, „Leiter“ und „Möchtegernleiter“ im Dienst zu sehen, die ausgelagertes Personal verwalten.

Dr.Andreas Unterkircher
AGO-Obmann – Presidente
335 69 02 375 - Andres.unterkircher@ago-bz.org

Stefano Boragine
AGO -Landessekretär - Segretario Provinciale AGO
Tel.: 338 17 42 587 - stefano.boragine@ago-bz.org