OFFENER BRIEF
11-monatiger Kindergartenkalender in Südtirol? Ein klares NEIN von uns in Südtirol!...
Mit uns nicht!
Einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Kindergartenpädagoginnen müssen wir mit aller Kraft entgegenwirken.
Wir sind dabei nicht naiv und wissen sehr wohl, dass eine unheilige Allianz bereits entschieden hat und nun lediglich eine Scheindebatte inszeniert wird, um eine bereits getroffene Entscheidung salonfähig zu machen.
Wie üblich, wird sozialer Neid bespielt und Raum geschaffen für Hetze gegen die Kindergartenpädago-ginnen, welche angeblich Arbeitszeit- und Urlaubsprivilegien im Vergleich zu anderen Angestellten hätten. Wer sich da den Mund voll nimmt, redet in besserwisserischer Arroganz, einer wahrlich gefährlichen Giftmischung.
Eine andere Schiene, das Unakzeptable salonfähig zu machen ist, den Vollzeitjob der Mütter als Erfolg der Emanzipation von Frauen zu verkaufen. Für jene, welche aus einer privilegierten Position aus Entscheidungsfreiheit haben, mag das auch so sein, für jene Mehrheit, die einer Vollzeitarbeit gezwungenermaßen nachgehen müssen, da sie sonst finanziell nicht über die Runden kommen, ist es aber Unterdrückung, das Gegenteil von Emanzipation. Das Perfide an diesem emanzipatorischen Narrativ ist, dass man den zur Vollzeitarbeit gezwungenen Frauen auch gleich einen Schuldigen mitliefert, die Sommerlücke oder überhaupt die Lücken im Kindergartenbetrieb. Mit diesen Nebelkerzen wird aber die gesamte Gesellschaft getäuscht, zum Nachteil der Kinder vorab, der Eltern-Kind-Beziehung, einer gesunden Gesellschaft und nicht zuletzt der Kindergartenpädagoginnen.
Dass das Ende der Fahnenstange in der Belastung der Kindergartenpädagoginnen bereits erreicht ist, wäre mit dem Verweis auf die bestehende kollektivvertragliche Regelung hinreichend klargestellt. Danach erfüllen Kindergartenpädagoginnen bereits einen 38 Stunden - Wochenplan, davon 33 Stunden Arbeit mit Kindern, sowie die diversen Zusatztätigkeiten im Laufe des Schuljahres. Von einem Privileg gegenüber anderen Angestellten kann damit gar nicht die Rede sein. Sicher, diese unstreitige Tatsache ließe die selbsternannten Experten, die Lobbyistinnen diverser Couleur oder die arroganten Ignoranten, welche sich Expertise anmaßen, ohnehin nicht verstummen. Das Einzige, was zum Umdenken führen könnte, wäre, dass gerade diese vollmundigen Aktivisten für den Ganzjahreskindergarten, selbst die Ärmel hochkrempeln und im Kindergarten den Dienst antreten sollten. Natürlich würden sie das nie machen und strafen dabei das zur Hetze verwendete Narrativ Lüge. Sie machen es auch deshalb nicht, weil es leichter ist und vom Establishment mit Anerkennung belohnt wird, die Opferrolle der Frauen mit Kindern ins Scheinwerferlicht zu rücken und dafür das schwächste Glied in der Verwaltungshierachie zum Sündenbock zu machen und in die Wüste zu schicken.
Dass damit bestimmten Wirtschaftsinteressen auf den Leim gegangen wird, welche immer wieder deutlich das hausgemachte Problem des Fachkräftemangels artikuliert haben und die Lösung gleich mehr oder weniger offen mitliefern würden, nämlich mehr Frauen bei Vollzeit in Arbeit zu halten, ist uns, aber auch vielen betroffenen Frauen trotz der gestreuten Nebelkerzen klar. Mit der Wendung „in Arbeit zu halten“ beschreiben wir genau das Ansinnen, einen wirtschaftlichen Zwang zur Vollzeitarbeit aufzubauen, was ein klarer Indikator für relativ zu niedere Löhne ist. Was aber, wenn die Kosten für den Ganzjahreskindergarten, welche alle Steuerzahler treffen würden und nicht die tatsächlichen Profiteure, den Müttern überwiesen würden? Würden sich jene Mütter, die jetzt nicht wissen, wo sie die Kinder während der Arbeitszeit unterbringen können noch für ein Abschieben der Kinder in den Ganzjahreskindergarten entscheiden?
Zur Zeit gilt in Kindertagesstätten ein Stundentarif von 10,20 Euro pro Stunde und Kind, zieht man da den Maximalbeitrag von 3,65 Euro zu Lasten der Eltern ab, übernimmt der Steuerzahler 6,55 Euro pro Stunde, das wären weit über 1.000 Euro pro Kind im Monat zu Lasten des Steuerzahlers. Wenn die Kostenstruktur des Kindergartens analog zur Tagesstätte wäre und das Geld jeder Mutter zur Verfügung stünde, würde jetzt die Diskussion anders laufen. Auch wenn diese Rechnung nicht auf das Komma stimmen würde, würde die Zielvorstellung des Ganzjahreskindergartens nur für die lauten Lobbyistinnen einen Mehrwert in ihrer narzisstischen Selbstverwirklichung im Beruf mit Kind darstellen. Für die bereits bestehenden Ganztagsangebote, wie wir aus vertraulicher Quelle erfahren haben, besteht keineswegs große Nachfrage, sodass viele Angebote gerade wegen fehlender Nachfrage gar nicht zustande kommen.
Die Pläne und die Debatte bezüglich des Ganzjahreskindergartens werden aber nicht aufgrund von Sachlogik vorangetrieben, sondern aufgrund einer UNHEILIGEN Allianz, wie wir es schon Eingangs haben anklingen lassen.
1) Unheilig, da das Projekt von bestimmten Wirtschaftsinteressen her in einer betriebswirtschaftlichen Denke nur diesen Wirtschaftsinteressen Vorteile bringt, ohne die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen dieses Vorhabens zu berücksichtigen: Längerfristig ist mit noch mehr Fachkräftemangel zu rechnen, da die Geburtenrate gerade dann nicht zunimmt, wenn Frauen sich dazu gezwungen fühlen, das Liebste, ihre Kinder, in eine Aufbewahrungsanstalt abzuschieben. Sie sehen ihr Kind dann nur mehr, wenn sie selbst nach der Arbeit müde nach Hause kommen. Verantwortungsvolle Frauen könnten dann durchaus auf weiteren Kinderwunsch verzichten, um ein Leben als „Paket“ dem noch nicht geborenen Nachwuchs zu ersparen.
2) Für Unternehmen wird es, projiziert man die Kindergartendebatte notwendigerweise weiter auf die oberen Schulstufen, schlichtweg uninteressant und im Missverhältnis zum Kosten-Nutzen-Kalkül, Praktikanten nur für 1 Monat im Sommer einzustellen. Somit wird der so fruchtbare Kontakt Beruf-Bildung sterilisiert.
3) Unheilig und mit einem Armutszeugnis stellt sich die Politikerkaste dar, da sie sich unfähig zeigt, unter anderem dieser gesamtwirtschaftlichen Dimension Rechnung zu tragen.
4) Unheilig auch die Familienpolitik, welche so weiter auf dem besten Wege ist, die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zu zersetzen, indem sie nur auf das Biologische reduziert wird. Warum noch Kinder, zu denen man wie fremd ist (?). Verantwortungsvolle Eltern tragen dafür Sorge, den Kindern genügend liebevolle und lebensbejahende Beziehung-, Identitäts- und Charakterbildung angedeihen zu lassen.
5) Unheilig schließt sich aus dem gerade Hervorgehobenen die Tatsache an, dass wir früher den Diktaturen des Ostens vorgeworfen haben, sie würden die Kinder aus der Eltern-Kind-Beziehung herausreißen und diese unter die Kontrolle des Staates stellen. Können wir ernsthaft diese Tendenz heute gutheißen, aus einer ethisch und liberalen Bewertung heraus? Welche Garantie gib es, dass staatliche Indoktrination nicht auch nach der Einführung des Ganzjahreskindergartens möglich ist, wenn sich schon heute Anzeichen erkennen lassen?
6) Unheilig und rücksichtslos die Bemühungen dieser Agenda, die Kräfte der Kindergartenpädagoginnen auszuzehren und damit eine Burnoutwelle auszulösen.
7) Unheilig zudem, da so die Kindergartenarbeit an Niveau verlieren wird, da es ohne Zweifel zu einer Abwanderung der Kindergartenpädagoginnen kommen wird, so wie es bei den Gesundheitsberufen schon der Fall ist. Bereits jetzt hat der Berufszweig ein echtes Nachwuchsproblem trotz des Puffers der hohen Toleranz, der Aufopferungsbereitschaft und Empathie, den Kindergarten-pädagoginnen oder potentielle Anwärterinnen von Hause aus mitbringen.
8) Unheilig, da das Kindeswohl in den Plänen und Debatten überhaupt nicht berücksichtigt wird. Bis dato sind die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie anerkannt, dass es für Kleinkinder besser ist, einen sicheren emotionalen Hafen in der Familie zu haben, als die meiste Zeit bei Fremden untergebracht zu sein.
Nach aller Kritik, die angeschnitten worden ist, legen wir durchaus praktikable Lösungsvorschläge dar, wie sie einer liberalen Demokratie würdig wären:
Erinnern wir uns noch an unsere Verfassung, die vorschreiben würde, dass jeder so viel zu verdienen hat, dass er und seine Familie in Würde leben kann? Würde Wort und Geist der Verfassung nachgekommen werden, gäbe es zumindest nicht den ökonomischen Zwang zur Vollzeit, sondern die Mutter wäre in ihrer Entscheidung frei. Auch der Wirtschaft täte dies gut, da höhere Löhne die Inlandsnachfrage beleben und planbare Nachfrage den Unternehmen den Absatz sichern würden. Eine exportzentrierte Wirtschaft verschenkt im Grunde Güter ins Ausland, welche nicht für den Konsum im Inland zur Verfügung stehen; die Exporterlöse kommen nicht in angemessener Weise dem Volke als Kaufkraft zugute, sondern vermehren die Konten einer Elite. Die dafür dem Steuerzahler auferlegten Kosten für den Ganzjahreskindergarten, von dem eben nur bestimmte Wirtschaftstreibende oder auch die selbstverliebten Selbstverwirklichungsmütter profieren würden, könnte man besser für Direktüberweisungen an die Mütter verwenden.
Andererseits kennt die Gemeinwohlökonomie auch die Bedeutung und den Vorteil, den ein Unternehmen hat, wenn es einen Betriebskindergarten erhält und somit nicht nur die Betreuung des Mitarbeiter-nachwuchses sicherzustellen weiß, sondern auch den Kontakt des Kindes zur Mutter verbessert. Wir wissen, dass die Gemeinwohlökonomie diese Vorschläge nicht nur aus idealistischem Humanismus erarbeitet hat, sondern weil zufriedenes Personal auch effizientere Arbeitsergebnisse zu leisten imstande ist. Die Umsetzung der Gemeinwohlökonomie bringt also auch betriebswirtschaftliche Rendite.
Es erfordert nur ein kulturelles Umdenken von der Vorstellung des Null-Summen-Spiels zu Win-Win-Modellen mit den damit verbundenen positiven Synergien. Die genannten unheiligen Wirtschaftsinteressen scheuen sich natürlich in ihrem betriebswirtschaftlichen/ mikroökonomischen Denken davor, da sie lieber die zunächst anfallenden Kosten auf die Allgemeinheit der Steuerzahler abwälzen möchten, in der genannten Null-Summen-Spiel-Denke, ohne an die mittelfristigen und positiven Synergien zu denken, die sich durch die Gemeinwohlökonomie eröffnen würden.
Wenn die Politik daran arbeiten würde, könnten wir unseren konstruktiven Beitrag leisten. Wenn aber wie jetzt nach Methoden aus der Steinzeit mit der Keule auf das schwächste Glied in der Hierarchie, die Kindergartenpädagoginnen, einzuschlagen werden soll und in einer Scheindebatte mit Nebelkerzen ein öffentlicher Konsens erschlichen werden soll, werden wir alles unternehmen, um Widerstand zu leisten und die Kindergartenpädagoginnen, aber auch die Kinder und die Gesellschaft vor den unheiligen Plänen zu schützen.
Ein klares NEIN von uns zum Ganzjahreskindergarten in Südtirol!
RA Dr. Christian Stadler
AGO- Leitungssausschuss
Tel. 349 2876091
AGO Service
Einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Kindergartenpädagoginnen müssen wir mit aller Kraft entgegenwirken.
Wir sind dabei nicht naiv und wissen sehr wohl, dass eine unheilige Allianz bereits entschieden hat und nun lediglich eine Scheindebatte inszeniert wird, um eine bereits getroffene Entscheidung salonfähig zu machen.
Wie üblich, wird sozialer Neid bespielt und Raum geschaffen für Hetze gegen die Kindergartenpädago-ginnen, welche angeblich Arbeitszeit- und Urlaubsprivilegien im Vergleich zu anderen Angestellten hätten. Wer sich da den Mund voll nimmt, redet in besserwisserischer Arroganz, einer wahrlich gefährlichen Giftmischung.
Eine andere Schiene, das Unakzeptable salonfähig zu machen ist, den Vollzeitjob der Mütter als Erfolg der Emanzipation von Frauen zu verkaufen. Für jene, welche aus einer privilegierten Position aus Entscheidungsfreiheit haben, mag das auch so sein, für jene Mehrheit, die einer Vollzeitarbeit gezwungenermaßen nachgehen müssen, da sie sonst finanziell nicht über die Runden kommen, ist es aber Unterdrückung, das Gegenteil von Emanzipation. Das Perfide an diesem emanzipatorischen Narrativ ist, dass man den zur Vollzeitarbeit gezwungenen Frauen auch gleich einen Schuldigen mitliefert, die Sommerlücke oder überhaupt die Lücken im Kindergartenbetrieb. Mit diesen Nebelkerzen wird aber die gesamte Gesellschaft getäuscht, zum Nachteil der Kinder vorab, der Eltern-Kind-Beziehung, einer gesunden Gesellschaft und nicht zuletzt der Kindergartenpädagoginnen.
Dass das Ende der Fahnenstange in der Belastung der Kindergartenpädagoginnen bereits erreicht ist, wäre mit dem Verweis auf die bestehende kollektivvertragliche Regelung hinreichend klargestellt. Danach erfüllen Kindergartenpädagoginnen bereits einen 38 Stunden - Wochenplan, davon 33 Stunden Arbeit mit Kindern, sowie die diversen Zusatztätigkeiten im Laufe des Schuljahres. Von einem Privileg gegenüber anderen Angestellten kann damit gar nicht die Rede sein. Sicher, diese unstreitige Tatsache ließe die selbsternannten Experten, die Lobbyistinnen diverser Couleur oder die arroganten Ignoranten, welche sich Expertise anmaßen, ohnehin nicht verstummen. Das Einzige, was zum Umdenken führen könnte, wäre, dass gerade diese vollmundigen Aktivisten für den Ganzjahreskindergarten, selbst die Ärmel hochkrempeln und im Kindergarten den Dienst antreten sollten. Natürlich würden sie das nie machen und strafen dabei das zur Hetze verwendete Narrativ Lüge. Sie machen es auch deshalb nicht, weil es leichter ist und vom Establishment mit Anerkennung belohnt wird, die Opferrolle der Frauen mit Kindern ins Scheinwerferlicht zu rücken und dafür das schwächste Glied in der Verwaltungshierachie zum Sündenbock zu machen und in die Wüste zu schicken.
Dass damit bestimmten Wirtschaftsinteressen auf den Leim gegangen wird, welche immer wieder deutlich das hausgemachte Problem des Fachkräftemangels artikuliert haben und die Lösung gleich mehr oder weniger offen mitliefern würden, nämlich mehr Frauen bei Vollzeit in Arbeit zu halten, ist uns, aber auch vielen betroffenen Frauen trotz der gestreuten Nebelkerzen klar. Mit der Wendung „in Arbeit zu halten“ beschreiben wir genau das Ansinnen, einen wirtschaftlichen Zwang zur Vollzeitarbeit aufzubauen, was ein klarer Indikator für relativ zu niedere Löhne ist. Was aber, wenn die Kosten für den Ganzjahreskindergarten, welche alle Steuerzahler treffen würden und nicht die tatsächlichen Profiteure, den Müttern überwiesen würden? Würden sich jene Mütter, die jetzt nicht wissen, wo sie die Kinder während der Arbeitszeit unterbringen können noch für ein Abschieben der Kinder in den Ganzjahreskindergarten entscheiden?
Zur Zeit gilt in Kindertagesstätten ein Stundentarif von 10,20 Euro pro Stunde und Kind, zieht man da den Maximalbeitrag von 3,65 Euro zu Lasten der Eltern ab, übernimmt der Steuerzahler 6,55 Euro pro Stunde, das wären weit über 1.000 Euro pro Kind im Monat zu Lasten des Steuerzahlers. Wenn die Kostenstruktur des Kindergartens analog zur Tagesstätte wäre und das Geld jeder Mutter zur Verfügung stünde, würde jetzt die Diskussion anders laufen. Auch wenn diese Rechnung nicht auf das Komma stimmen würde, würde die Zielvorstellung des Ganzjahreskindergartens nur für die lauten Lobbyistinnen einen Mehrwert in ihrer narzisstischen Selbstverwirklichung im Beruf mit Kind darstellen. Für die bereits bestehenden Ganztagsangebote, wie wir aus vertraulicher Quelle erfahren haben, besteht keineswegs große Nachfrage, sodass viele Angebote gerade wegen fehlender Nachfrage gar nicht zustande kommen.
Die Pläne und die Debatte bezüglich des Ganzjahreskindergartens werden aber nicht aufgrund von Sachlogik vorangetrieben, sondern aufgrund einer UNHEILIGEN Allianz, wie wir es schon Eingangs haben anklingen lassen.
1) Unheilig, da das Projekt von bestimmten Wirtschaftsinteressen her in einer betriebswirtschaftlichen Denke nur diesen Wirtschaftsinteressen Vorteile bringt, ohne die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen dieses Vorhabens zu berücksichtigen: Längerfristig ist mit noch mehr Fachkräftemangel zu rechnen, da die Geburtenrate gerade dann nicht zunimmt, wenn Frauen sich dazu gezwungen fühlen, das Liebste, ihre Kinder, in eine Aufbewahrungsanstalt abzuschieben. Sie sehen ihr Kind dann nur mehr, wenn sie selbst nach der Arbeit müde nach Hause kommen. Verantwortungsvolle Frauen könnten dann durchaus auf weiteren Kinderwunsch verzichten, um ein Leben als „Paket“ dem noch nicht geborenen Nachwuchs zu ersparen.
2) Für Unternehmen wird es, projiziert man die Kindergartendebatte notwendigerweise weiter auf die oberen Schulstufen, schlichtweg uninteressant und im Missverhältnis zum Kosten-Nutzen-Kalkül, Praktikanten nur für 1 Monat im Sommer einzustellen. Somit wird der so fruchtbare Kontakt Beruf-Bildung sterilisiert.
3) Unheilig und mit einem Armutszeugnis stellt sich die Politikerkaste dar, da sie sich unfähig zeigt, unter anderem dieser gesamtwirtschaftlichen Dimension Rechnung zu tragen.
4) Unheilig auch die Familienpolitik, welche so weiter auf dem besten Wege ist, die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zu zersetzen, indem sie nur auf das Biologische reduziert wird. Warum noch Kinder, zu denen man wie fremd ist (?). Verantwortungsvolle Eltern tragen dafür Sorge, den Kindern genügend liebevolle und lebensbejahende Beziehung-, Identitäts- und Charakterbildung angedeihen zu lassen.
5) Unheilig schließt sich aus dem gerade Hervorgehobenen die Tatsache an, dass wir früher den Diktaturen des Ostens vorgeworfen haben, sie würden die Kinder aus der Eltern-Kind-Beziehung herausreißen und diese unter die Kontrolle des Staates stellen. Können wir ernsthaft diese Tendenz heute gutheißen, aus einer ethisch und liberalen Bewertung heraus? Welche Garantie gib es, dass staatliche Indoktrination nicht auch nach der Einführung des Ganzjahreskindergartens möglich ist, wenn sich schon heute Anzeichen erkennen lassen?
6) Unheilig und rücksichtslos die Bemühungen dieser Agenda, die Kräfte der Kindergartenpädagoginnen auszuzehren und damit eine Burnoutwelle auszulösen.
7) Unheilig zudem, da so die Kindergartenarbeit an Niveau verlieren wird, da es ohne Zweifel zu einer Abwanderung der Kindergartenpädagoginnen kommen wird, so wie es bei den Gesundheitsberufen schon der Fall ist. Bereits jetzt hat der Berufszweig ein echtes Nachwuchsproblem trotz des Puffers der hohen Toleranz, der Aufopferungsbereitschaft und Empathie, den Kindergarten-pädagoginnen oder potentielle Anwärterinnen von Hause aus mitbringen.
8) Unheilig, da das Kindeswohl in den Plänen und Debatten überhaupt nicht berücksichtigt wird. Bis dato sind die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie anerkannt, dass es für Kleinkinder besser ist, einen sicheren emotionalen Hafen in der Familie zu haben, als die meiste Zeit bei Fremden untergebracht zu sein.
Nach aller Kritik, die angeschnitten worden ist, legen wir durchaus praktikable Lösungsvorschläge dar, wie sie einer liberalen Demokratie würdig wären:
Erinnern wir uns noch an unsere Verfassung, die vorschreiben würde, dass jeder so viel zu verdienen hat, dass er und seine Familie in Würde leben kann? Würde Wort und Geist der Verfassung nachgekommen werden, gäbe es zumindest nicht den ökonomischen Zwang zur Vollzeit, sondern die Mutter wäre in ihrer Entscheidung frei. Auch der Wirtschaft täte dies gut, da höhere Löhne die Inlandsnachfrage beleben und planbare Nachfrage den Unternehmen den Absatz sichern würden. Eine exportzentrierte Wirtschaft verschenkt im Grunde Güter ins Ausland, welche nicht für den Konsum im Inland zur Verfügung stehen; die Exporterlöse kommen nicht in angemessener Weise dem Volke als Kaufkraft zugute, sondern vermehren die Konten einer Elite. Die dafür dem Steuerzahler auferlegten Kosten für den Ganzjahreskindergarten, von dem eben nur bestimmte Wirtschaftstreibende oder auch die selbstverliebten Selbstverwirklichungsmütter profieren würden, könnte man besser für Direktüberweisungen an die Mütter verwenden.
Andererseits kennt die Gemeinwohlökonomie auch die Bedeutung und den Vorteil, den ein Unternehmen hat, wenn es einen Betriebskindergarten erhält und somit nicht nur die Betreuung des Mitarbeiter-nachwuchses sicherzustellen weiß, sondern auch den Kontakt des Kindes zur Mutter verbessert. Wir wissen, dass die Gemeinwohlökonomie diese Vorschläge nicht nur aus idealistischem Humanismus erarbeitet hat, sondern weil zufriedenes Personal auch effizientere Arbeitsergebnisse zu leisten imstande ist. Die Umsetzung der Gemeinwohlökonomie bringt also auch betriebswirtschaftliche Rendite.
Es erfordert nur ein kulturelles Umdenken von der Vorstellung des Null-Summen-Spiels zu Win-Win-Modellen mit den damit verbundenen positiven Synergien. Die genannten unheiligen Wirtschaftsinteressen scheuen sich natürlich in ihrem betriebswirtschaftlichen/ mikroökonomischen Denken davor, da sie lieber die zunächst anfallenden Kosten auf die Allgemeinheit der Steuerzahler abwälzen möchten, in der genannten Null-Summen-Spiel-Denke, ohne an die mittelfristigen und positiven Synergien zu denken, die sich durch die Gemeinwohlökonomie eröffnen würden.
Wenn die Politik daran arbeiten würde, könnten wir unseren konstruktiven Beitrag leisten. Wenn aber wie jetzt nach Methoden aus der Steinzeit mit der Keule auf das schwächste Glied in der Hierarchie, die Kindergartenpädagoginnen, einzuschlagen werden soll und in einer Scheindebatte mit Nebelkerzen ein öffentlicher Konsens erschlichen werden soll, werden wir alles unternehmen, um Widerstand zu leisten und die Kindergartenpädagoginnen, aber auch die Kinder und die Gesellschaft vor den unheiligen Plänen zu schützen.
Ein klares NEIN von uns zum Ganzjahreskindergarten in Südtirol!
RA Dr. Christian Stadler
AGO- Leitungssausschuss
Tel. 349 2876091
AGO Service